Liz wurde im August 2013 auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Norden Deutschlands geboren, der Rinder und Pferde hält. Zu ihrer vierbeinigen Großfamilie gehörten damals neben ihren Wurfgeschwistern ihre Mutter, ihre Großmutter, eine ältere Schwester und ein älterer Bruder.

 

Mit nicht ganz vier Monaten kam sie zu mir. Die Heimreise war völlig unspektakulär; Liz schaute aus demFenster oder schlief. Sie jammerte nicht, sie quängelte nicht und schien erstaunlich gelassen.

 

Sie war Hunde gewöhnt und kam bei mir auch wieder in einen "Mehrhundehaushalt". Zu diesem Zeitpunkt lebten bei mir vier Border Collies zwischen 9 1/2  und 2 Jahren und ein Kelpie.

 

Obwohl ich sie eigentlich als Arbeitshund für meine Ziegen gekauft hatte - meine älteste Hündin war für diese nicht mehr schnell genug, mein Kelpie war geistig behindert und meine Meg hatte ihre ersten epileptischen Anfälle gehabt, durfte also nicht belastet werden - wollte ich mit ihr einen Welpenkurs besuchen.

 

In all den 30 Jahren Hundehaltung hatte ich noch nie zuvor einen Welpenkurs besucht. Doch damals war ich von dieser Idee sehr angetan, denn ich wollte ihr den bestmöglichen Start in ihr Leben bieten.

 

Wie gut, dass ich mir die Kurse zunächst ohne Hunde anschaute. Das würde ich auch jedem Hundebesitzer raten. Teilweise rollen sich mir heute noch die Zehennägel auf, was ich dort zu sehen und hören bekam.

 

In Verein A waren es etwa ein Dutzend Welpen aller Größen, die in ihrem "Welpengehege" ihre Gruppenstunde hatten. In  dieser meiner Meinung nach zu großen Gruppe versuchte eine Trainerin, in dem viel zu beengten Gehege den Besitzern  Erziehungs- und Trainingstipps angedeihen zu lassen. Am Anfang und Ende der Stunde wurden die Welpen von der Leine gelassen und tobten durch das Gehege. Einige Besitzer sahen von außen zu und unterhielten sich. Wurde ein Welpe von den anderen gejagt und gemobbt, griff niemand ein. Damals hatte ich von Welpenkursen keine Ahnung, hatte aber kein gutes Gefühl bei der Sache und beschloss, dort nicht hinzugehen.

 

Verein B hatte keine Welpengruppen und bei Verein C gehörten meine Hunde der "falschen Rasse" an.

 

In Verein D, wo ich dann am Kurs teilnahm,  waren die Gruppen mittelgroß und die Übungen waren abwechslungsreich. Die Welpen machten Übungen mit Cavalettis und anderen Geräten und lernten ebenfalls ruhig zu sitzen und an lockerer Leine zu laufen. In späteren Welpengruppen dieses Vereins waren die Gruppen größer und alles unübersichtlicher; wir jedoch hatten Glück gehabt. Allerdings mussten wir frühzeitig nach etwa fünf Stunden den Kurs verlassen, da die Ausbilderin meinte, Liz wäre nun mit viereinhalb Monaten zu alt und es gäbe so viele Nachrücker, die einen Platz bräuchten. Außerdem könnte Liz doch schon alles.

 

Dagegen konnte ich nichts machen oder sagen und wir besuchten noch einige Welpenstunden in Verein E, wo mir die Welpenstunden ebenfalls gut gefielen. Es waren Gruppen von maximal 4 Welpen. Es gab eine Gruppe für die mittelgroßen und großen Welpen und eine für die kleinen Hunderassen. Due Unterrichtseinheit war durchstrukturiert; es gab drei Lerneinheiten: eine, bei der die Welpen lernten, ruhig ihren "sicheren Platz" aufzusuchen (Deckenübung), dann eine, bei der das lockere Leinenlaufen geübt wurde und eine, in der die Welpen langsam und ruhig verschiedene Geräte und Untergründe kennenlernten. Eine Pause wurde genutzt, um die Welpen entspannen zu lassen und eine andere wurde für sinnvolles Spiel mit dem Besitzer genutzt.

 

Nach diesem Start suchte ich nach einer gut geführten Junghundegruppe, die darauf aufbauen und das Gelernte ergänzen sollte. So gut mir die Welpenstunden in Verein E gefallen hatten, suchte ich doch einen Kurs, der mir eine Teilnahme ermöglichte, ohne jedoch gleich Vereinsmitglied zu werden.

 

Mittlerweile hatte ich bei einer sehr guten Trainerin zwei Einzelstunden mit Meg und Joy gehabt, denn da sie nicht an den Schafen arbeiten konnten, suchte ich eine Ersatzbeschäftigung für sie.  Diese Trainerin war-nein, ist-wirklich sehr gut, was das Training, sei es Theorie oder Praxis betrifft. Als sie einen Junghundekurs anbot, nahm ich mit Liz teil. Auch am aufbauenden Junghundekurs zwei nahmen wir teil. Für einen hyperaktiven Jungspund wie Liz und für ein wissbegieriges Frauchen wie mich waren diese Stunden sehr wichtig und lehrreich, denn hier wurde nicht das leider noch so häufige Sitz-Platz-Fuss gedrillt, sondern die Teamarbeit, die Entwicklung einer Bindung, der Spaß am gemeinsamen Tun und die Alltagstauglichkeit waren die Maßstäbe aller Dinge. Alles in Ruhe, mit Geduld, spielerisch, ohne Gewalt oder Zwang. Bei einem Hund wie Liz wurden hier die Samen gesät, die es ermöglichten, sie auch später immer wieder "auf den Boden zu holen" und zu entspannen. Und ich selbst fand diese Art zu trainieren so spannend, dass ich mehr lernen wollte-lernen und verstehen. Meine bisherigen Ausbildungsmethoden hatte ich intuitiv entwickelt gehabt. Ich lehn(t)e Gewalt ab und habe schon damals versucht, bei der Ausbildung den Hunden gerecht zu werden, hatte auch sehr viele Bücher über Hunde gelesen, aber diese Arbeitsweise, wissenschaftlich basiert und dennoch sehr empathisch, fesselte mich. Liz und ich lernten viel. Diesem Unterricht ist es zu verdanken, dass ich bei einem derartig schwierigen Hund wie Liz einer ist an das Gelernte anknüpfen kann, ohne Gewalt, ohne Druck und ohne den Charakter meines "Kugelblitzes" zu verbiegen.

 

Unsere damalige Trainerin hat heute eine eigene Hundeschule in Südeutschland. Nach wie vor empfehle ich sie wärmstens und wer die Kontaktdaten haben möchte, dem helfe ich damit gerne weiter.

 

Am Ende des Junghundekurses zwei war Liz nicht ganz zwei Jahre alt.

Aussies sind spätreif.... und Liz wurde erwachsen.

Erwachsen und schwierig, was sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewesen war.

Aus dieser Zeit erzählt das Trainingstagebuch zweiter Teil.